Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Eltern (und aus meiner eigenen Erfahrung), wie herausfordernd das Thema Lernen zu Hause manchmal sein kann. Du setzt dich dazu, willst helfen – und trotzdem kippt die Stimmung schnell. Plötzlich fließen Tränen, es wird laut oder einer von euch zieht sich zurück.
Das ist ok. Lernen passiert nicht nur im Kopf, sondern im ganzen System – mit Gefühlen, Erwartungen und dem Wunsch, es „richtig“ zu machen.
Über die Jahre habe ich viele Kinder begleitet, die zu Hause wieder Freude am Lernen gefunden haben. Und ich habe festgestellt: Oft braucht es gar keine komplizierten Methoden, sondern einfach einen anderen Blick – und ein bisschen Gelassenheit.
Hier teile ich mit dir ein paar Dinge, die sich in meiner Arbeit immer wieder bewährt haben.
💛 Eine Wohlfühl-Atmosphäre ist wichtiger als der perfekte Schreibtisch
Kinder spüren sofort, ob Druck in der Luft liegt.
Deshalb beginne ich mit einer ganz einfachen Frage:
Wie fühlt sich dein Kind beim Lernen zu Hause?
Ein fester Platz, an dem es sich wohlfühlt – vielleicht mit seinem Lieblingsstift, einem Glas Wasser und einem kleinen Ritual – kann Wunder wirken. Manchmal hilft auch schon, kurz durchzuatmen, eine Duftkerze anzuzünden oder gemeinsam zu lachen, bevor ihr startet.
Lernen darf leicht beginnen.
🕒 Den richtigen Rhythmus finden
Jedes Kind hat seinen eigenen Takt. Manche sind vormittags hochkonzentriert, andere kommen erst nachmittags richtig in Schwung. Ich empfehle Eltern oft, einfach mal zu beobachten, wann ihr Kind von sich aus in den „Flow“ kommt – beim Spielen, Basteln oder Erzählen. Diese Zeitfenster sind oft auch gute Lernzeiten.
Nach 20 bis 30 Minuten ist eine Pause sinnvoll – Bewegung, frische Luft oder ein kleiner Snack helfen, das Gehirn wieder in Schwung zu bringen.
🎯 Kleine Etappen statt großer Lernberge
Viele Kinder verlieren die Motivation, weil der Berg zu groß wirkt.
Wenn du sagst „Du musst noch alles für morgen lernen“, schaltet das Gehirn sofort in den Stressmodus.
Besser ist: kleine, erreichbare Etappen.
Zum Beispiel:
Heute lernen wir fünf Vokabeln – und wenn die sitzen, machen wir kurz was Schönes.
So merkt dein Kind: Ich kann das schaffen. Dieses Gefühl ist die stärkste Motivation überhaupt.
💬 Fehler sind Helfer – und Teil des Lernens
Viele Kinder trauen sich kaum, etwas aufzuschreiben, weil sie Angst haben, Fehler zu machen. Dabei gibt es eigentlich zwei Arten von Fehlern: Leichtsinnsfehler, die einfach passieren, und Fehler, aus denen wir wirklich etwas lernen können.
Wir Eltern kennen es noch aus unserer eigenen Schulzeit: Fehler bedeuteten oft Strafe oder Kritik. Und leider ist das auch heute oft noch so. Aber stell dir vor, wir könnten unseren Kindern zeigen, dass Fehler nicht das Ende, sondern der Anfang von Entwicklung sind! Wenn wir ihnen vermitteln, dass Fehler ein ganz normaler Teil des Lernprozesses sind, verwandeln sie Angst in Mut. Sie begreifen: Lernen heißt, jeden Tag ein Stück mutiger zu werden und schlauere Fehler zu machen.
Albert Einstein hat es treffend gesagt:
„Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat noch nie etwas Neues ausprobiert.“
🌈 Loben, ohne zu vergleichen
Echtes Lob wirkt, wenn es ehrlich und konkret ist.
Nicht „Super!“, sondern „Ich sehe, wie viel Mühe du dir gegeben hast.“
So entsteht Stolz von innen heraus – unabhängig davon, was andere machen.
Vergleiche mit Geschwistern oder Klassenkameraden nehme ich konsequent aus dem Spiel.
Denn jedes Kind hat sein eigenes Tempo, seinen eigenen Weg.
🧠 Bewegung fördert das Lernen
Ich liebe es, Lernen mit Bewegung zu verbinden.
Beim Gehen Vokabeln abfragen, Buchstaben mit Kreide auf den Boden schreiben oder Matheaufgaben hüpfend lösen – das macht Spaß und aktiviert das Gehirn.
Viele Kinder, die sich schwer konzentrieren können, profitieren enorm davon.
💛 Eltern-Tipp:
Feiere dein Kind, wenn es einen Fehler gemacht hat! Denn es war mutig genug, etwas Neues auszuprobieren, das es noch nicht konnte – und genau daraus entsteht Wachstum. Sag zum Beispiel:
„Wow, du hast dich getraut, das zu versuchen – das ist richtig stark von dir! Jetzt weißt du schon mehr als vorher.“
So lernt dein Kind, dass Fehler keine Katastrophe sind, sondern willkommene Lernhelfer.
👉 Und noch ein Tipp: Probier selbst etwas Neues aus – vielleicht ein Instrument, ein Hobby oder eine Sprache – und erzähle deinem Kind, wie du selbst mit Fehlern umgehst. So erlebt es ganz praktisch: Fehler gehören dazu, wenn wir wachsen wollen!
✨ Mein Fazit
Lernen ist kein reines Kopfthema – es ist Beziehung. Wenn wir Druck rausnehmen, Vertrauen aufbauen und kleine Erfolge feiern, dann entsteht das, was ich mir für jedes Kind wünsche: Freude am Lernen.
Genau das ist das Ziel von Lernen.Einfach.Erleben:
dass Kinder wieder neugierig werden, sich selbst zutrauen und spüren:
Ich kann das. In meinem Tempo. Auf meine Art.

